Und wieder rollt der Apfel –
5. Apfelfest an der Warnowschule Papendorf
Als Apfel hast du an der Warnowschule ein wunderschönes Leben. Im Frühjahr bin ich aus einer Blüte geboren, bestäubt durch eine der netten Bienen, die mir erzählten, dass sie ihre Behausung gleich hier am Rande der Wiese hätten. Schüler würden sie betreuen und mit ihnen arbeiten. Ich wuchs und wuchs, sah dabei viele Kinder kommen und gehen, die Projekte durchführten oder zeichneten oder sogar Gedichte auf der Wiese sprachen. Große und kleine Menschen schauten immer mal wieder vorbei und sprachen über Sorten, Halbstamm und Hochstamm, über das richtige Schneiden. Ich kümmerte mich nicht darum, ich wuchs und bekam Farbe. Einmal wurde ich beim süßen Träumen geweckt durch lautes Motorengeräusch. Irgendsoein Mensch fuhr dicht mit einem gelben Fahrzeug an unserem Baum vorbei und mähte das Gras. Unser Baum zitterte leicht und einige meiner Mitäpfel fielen herunter. Da wurde mir so komisch, denn ich war inzwischen auch so rund und leuchtete in sattem Rot von meinem Zweig. Der Nebel am 30.September wusch mir die Augen und ich wurde vollends geweckt. Als in die morgendliche Stille plötzlich das Gerufe von vielen, vielen Kindern erscholl. Die gingen doch tatsächlich von Baum zu Baum und schüttelten uns runter. Nun wurde mir doch ganz komisch und ich dachte,… Schon lag ich im Gras, zwei kleine Hände packten mich und legten mich zu meinen Mitäpfeln. Es schüttelte und polterte und wir wurden schnurstracks zu gaaaaaaanz vielen anderen Äpfeln auf einen großen Wagen gekippt. Ich kam ganz oben auf zum Liegen. Und da sah ich, dass auf einem großen Hof fast so viele Kinder unterwegs waren, wie hier Äpfel lagen. Na ja fast, aber es waren viele Kinder unterwegs. Die hatten Stände aufgebaut, an denen andere Kinder Dinge machen konnten. Ein superschlauer Boskoop-Apfel rief von der anderen Seite, was die Kinder hier machten:
So gab es Apfelbingo, Bogenschießen, Zielwerfen, Apfeltauchen, einen Malwettbewerb, Apfelturm bauen, Spaghettis aus Äpfeln, Schießen mit der Armbrust, einen Löffelkampf, Schminken, Äpfel keschern, einen Schätzstand und eine Rätselstation und viele Stationen mehr. „Über 30 sind´s“ flüsterte ehrfürchtig der kleine gelbe Seestermühler Zitronenapfel. „Vogelscheuchen stehen auch noch rum, fast als wollten sie einen Wettkampf ausführen.“ berichtete ein richtig fetter Apfel, der sich Gloria Mundi nannte. „Ja, ja, und drinnen gibt es sogar Theater.“ warf ein Dülmener Rosenapfel wichtigtuerisch dazwischen. „Und mich kennen nun auch alle, durch die Sortenschau in der Schule“ flüsterte die Portugiesische Birnenquitte wehmütig. Aber noch ehe wir sehnsuchtsvoll an das ruhige Leben an den Bäumen der Streuobstwiese zurückdenken konnten, rumpelte es mächtig und wir flogen durch die Luft. Bevor ich auftraf, fing mich jedoch eine große Hand und deren Besitzer sprach: „Schau mal, was für ein prächtiger Spartanapfel ist das hier.“ Mit zur Seite gedrehten Augen sah ich noch meine Brüder und Schwester in einem Trichter verschwinden, an dessen Ende sich ein Mahlwerk befand. Mit rumpelndem Geräusch ritschte und ratschte es und auf einem Förderband kam eine trockene breiige Masse hervor. der Rest meiner Mitäpfel. Aber aus einem Rohr seitlich der Maschine strömte goldgelber Apfelsaft heraus und ein großer Mann verteilte freundlich lächelnd Becher mit Saft an die Kinder, die in einer langen Schlange anstanden, „Lecker.“ War das meiste Wort, was ich verstand. Und dann krachte es plötzlich in mir und mir fehlte ein gutes Stück. „Auch sehr lecker“, hörte ich noch und sah mit einem letzten Blick, wie der Apfelsaft in schöne 5 Liter Saftboxen abgefüllt wurde…..von Kindern für Kinder.
PS. Was ich nicht mehr hörte: „Hmmm, der hat echt gut geschmeckt und das Fest, das war auch toll.“
Thomas Gehrke
(Koordinator Grüne Schule)